Page 547 - fischer Hauptkatalog Befestigungstechnik
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Basiswissen zur Befestigungstechnik
Dynamik
Vorwiegend nicht ruhende Lasten
in der Befestigungstechnik.
Die allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen des Deutschen
Instituts für Bautechnik Berlin (DIBt) und die Europäischen
Technischen Zulassungen (ETA) stehen im Regelfall aus-
schließlich für die Verankerung von vorwiegend ruhenden Lasten.
Gegenüber diesen gängigen Zulassungen treten in der Praxis
jedoch eine Vielzahl dynamischer Einwirkungen auf, z. B. schwel-
lende und wechselnde Beanspruchungen bei Schwenkkränen,
Kranschienen, Führungsschienen im Aufzugsbau, Maschinen, Aufzugsbau Industrieroboter
Industrierobotern und Strahlventilatoren im Tunnelbau. Dazu
zählen auch Verankerungen von schwingungsanfälligen Bauteilen
wie Antennen und Masten.
Generell gilt, dass die Verankerung von Bauteilen mit mehr als
> 1.000 Lastspielen mit speziell dafür geprüften und zugelasse-
nen Befestigungsmitteln erfolgen muss. Bei Querkräften ergibt
sich bereits ab 30 – 100 Lastwechseln eine Reduzierung der
Stahltragfähigkeit der Dübel. Die regelgerechte, nachträgliche Strahlventilatoren Antennen und Masten
Verankerung dieser dynamisch beanspruchten Anbauteile an
Stahlbetonbauteilen stellte den planenden Ingenieur bis vor
einiger Zeit noch vor große Probleme. Im Regelfall gelten die Einwirkung Verlauf mögliche Ursachen
Zulassungen für Dübel nur für die Verankerung von vorwiegend
ruhenden Lasten. Der Weg über Gutachten und „Zustimmungen harmonisch sinusförmig Unwuchten,
rotierende Maschinen
im Einzelfall“ war schwierig und langwierig. Zudem entstanden Periode T
16 aus der allgemeinen Planungsunsicherheit oft höhere Kosten als
notwendig, weil die Anker häufig überbemessen wurden. periodisch beliebig, regelmäßig stoßende Teile
(z. B. Stanzmaschinen),
periodisch
Schienen- und Straßenverkehr
Periode T D beliebig, Erdbeben
Zugelassen für dynamische Lasten sind die Verbundanker
Basiswissen FDA. Dynamische Einwirkungen beliebig, Aufprall, Explosion
fischer Highbond-Anker FHB dyn, UMV multicone dyn und
transient
nicht periodisch
mit sehr kurzer
stoßartig
Als dynamische Lasten im Sinne der Zulassung sind lediglich
Einwirkungszeit
ermüdungsrelevante Belastungen gemeint, nicht jedoch Belastun-
gen aus Schock oder Seismik.
Die Zulassungen gelten für die Verankerung von dynamischen
Lasten mit unbegrenzter Lastspielzahl, für zentrischen Zug und für
Die Beanspruchungsart Erdbeben wird zur Zeit in Europa nach
Querkräfte. Zudem wird der FHB dyn in den Ankergrößen M12 Erdbebenbeanspruchung
und M16 auch aus dem hochkorrosionsbeständigen Stahl, der der Leitlinie ETAG 001, Anhang E geregelt. Die Bemessung
Widerstandsklasse V, z. B.1.4529, hergestellt. Versuche haben erfolgt nach EOTA TR045 bis der Eurocode EN 1992-4 ein-
gezeigt, dass dieser Werkstoff – im Gegensatz zu den üblichen geführt ist. Die seismische Leistungsfähigkeit eines Dübelsys-
nicht rostenden Stählen der Korrosionswiderstandsklasse III, tems wird in die Leistungskategorien C1 und C2 eingeteilt. Die
z. B. A4 – nicht nur für die Anwendung in feuchten Innenräumen, Zuordnung der seismischen Leistungskategorien C1 und C2
im Außenbereich und unter besonders aggressiven Bedingungen, zum Seismizitätsniveau und der Beurteilungskategorie liegt in
sondern auch für die Aufnahme von dynamischen Belastungen der Zuständigkeit der jeweiligen Mitgliedsländer (in Deutschland
sehr gut geeignet ist. reicht eine Zulassung nach ETAG001. Eine Klassifizierung nach
C1 und C2 ist nicht erforderlich). Die Leistungskategorie und die
Windbeanspruchungen auf Fassaden sind in der Regel als vor- charakteristischen Werte sind der jeweiligen ETA zu entnehmen
wiegend ruhende Beanspruchungen zu berücksichtigen, Druck- (z. B. FAZ II, FH II, FIS SB, FIS EM...).
und Soglasten aus vorbeifahrenden Zügen oder Kraftfahrzeugen
hingegen als vorwiegend nicht ruhende Beanspruchung.
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