Page 639 - fischer Hauptkatalog Befestigungstechnik
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Grundlegende Kenntnisse der Befestigungstechnik







                  Korrosion




                  Korrosions-Grundlagen: Korrosion ist eine chemische Reaktion, bei der Metall zersetzt wird.


                  Korrosion von Metallen frisst Gebrauchsgüter auf. Laut einer Studie   gegenüber dem unedleren ist, umso stärker wird die Korrosion.
                  der World Corrosion Organization vernichtet Korrosion in Industrie-  Verschraubt man zum Beispiel große Edelstahlbleche mit verzink-
                  ländern ca. drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts.   ten Schrauben, so werden die Schrauben innerhalb kürzester Zeit
                  Die häufigsten Korrosionsarten bei Dübeln und Ankern sind:  stark angegriffen. Umgekehrt ist die Verschraubung von verzinkten
                                                                       Blechen mit Edelstahlschrauben unkritisch.
                  Die Flächenkorrosion: Dabei korrodiert das Metall relativ gleich-
                                                                       Die Spannungsrisskorrosion: Wenn dauerhaft innere oder äußere
                  mäßig auf der gesamten oder auf einem Teil der Oberfläche. Ein
                                                                       Zugspannungen auftreten, kann es zur Dehnung und Korrosion des
                  Beispiel dafür ist das nicht sichtbare, mitunter durch Kondenswas-
                                                                       Metalls kommen. Dabei entsteht durch mechanische Spannungen
                  ser verursachte Abrosten einer Schraube im Übergangsbereich
                                                                       ein Riss, der unter zunehmenden Belastungen wächst und somit
                  von Ankerplatte zu Bohrloch. Die Folge: Die rein äußerlich intakt
                                                                       einer fortschreitenden Korrosion den Weg bereitet. Sie tritt zum
                  wirkende Verbindung versagt schlagartig.
                                                                       Beispiel bei nicht rostendem Stahl der Korrosionswiderstands-
                  Die Kontaktkorrosion: Wenn unterschiedlich edle Metalle in einem
                                                                       klasse III in einer chlorhaltigen Atmosphäre (Hallenbäder etc.) auf.
                  leitenden Medium aufeinandertreffen, korrodiert immer das uned-
                                                                       Spannungsrisskorrosion ist bei Dübeln im Allgemeinen nicht sicht-
                  lere Metall (die Anode). Edelstahl ist folglich meist nicht gefährdet.
                                                                       bar und führt meistens zum plötzlichen Versagen der Verankerung.
                  Entscheidend dabei ist auch das Flächenverhältnis der beiden
                  Metallsorten: Je größer die Oberfläche des edleren Partners
                  Korrosionsschutz: fischer Verfahren – Befestigungen vor Korrosion zu schützen.

                  Die galvanische Verzinkung (oder auch elektrolytische Verzinkung)   Diese Stähle sind Legierungen mit einem Chromgehalt von min-
                  mit anschließend aufgebrachter Passivierung ist das meistange-  destens 16 %, der an der Stahloberfläche eine Passivschicht bildet,
                  wandte Verfahren in der Metallveredelung zur Erreichung eines   die vor Korrosion schützt.
                  Korrosionsschutzes. Schichtdicken zwischen 3 ¾m und 10©¾m
                                                                       Dübel aus hochkorrosionsbeständigem Stahl der Korrosions-
                  können realisiert werden. Da die Verzinkung im Laufe der Zeit
                                                                       beständigkeitsklasseªV, z. B. 1.4529, kommen in besonders
                  abgetragen wird, bietet sie nur in trockenen Innenräumen ausrei-                                         17
                                                                       aggressiven Umgebungen zum Einsatz, z. B. in chlorhaltiger
                  chenden Korrosionsschutz.
                                                                       Atmosphäre (Schwimmhallen), in Straßentunneln oder bei direktem
                  Feuerverzinken ist das Aufbringen eines metallischen Zinküber-  Meerwasserkontakt. Die hochkorrosionsbeständigen Stähle der
                  zugs durch Eintauchen in geschmolzenes Zink (bei ca. 450 °C).   Korrosionswiderstandsklasse V sind dank ihres relativ hohen
                  Zinkschichtdicken von 45 – 80 ¾m bieten einen hervorragenden   Molybdänanteils auch in diesen hoch aggressiven Medien sehr
                  Korrosionsschutz für Feuchträume und Außenanwendungen.  korrosionsbeständig. So hat der mit Chrom, Molybdän und Nickel
                                                                       legierte Stahl 1.4529 einen Legierungsanteil von 58 %. Der Rest
                  Dübel aus nicht rostendem Stahl der Korrosionsbeständigkeits-
                                                                       besteht aus Eisen und Kohlenstoff. Aufgrund dieses hohen Anteils
                  klasse III, z. B. die rein austenitischen Stähle mit der Material-Nr.
                                                                       an Legierungselementen ist die Herstellung zwar sehr teuer aber
                  1.4401, 1.4404 und 1.4571 sowie die 2-Phasen Duplex - Stähle (aus-
                                                                       der Wartungsaufwand kritischer korrosiver Systeme viel niedriger.
                  tenitisches und ferritisches Gefüge / magnetisch), sind geeignet für
                  Befestigungen in Feuchträumen, im Freien, in Industrieatmosphäre
                  oder in Meeresnähe (jedoch nicht direkt in Meerwasser).













                  1985 versagte die abgehängte Betondecke eines Hallenbades im   Beispiel für transkristalline Spannungsrisskorrosion
                  schweizerischen Uster. Die Aufhängungen der Decke aus nichtrosten-  an 1.4401 bei starker Chloridbelastung
                  dem Stahl A2 zeigten rein äußerlich keinerlei Mängel, waren jedoch
                  innerlich teilweise vollkommen durch Spannungsrisskorrosion zerstört.



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